Kunstinitiative Wurzeln und Flügel e.V. präsentiert:

Geometrische Formen, die sich auf die ein oder andere Weise entfalten sind zentrales Thema der drei gezeigten künstlerischen Positionen

Wilfried Grootens, Mathias Renner und Andrea Noeske-Porada.

Die Arbeitsweisen und Materialien sind dabei grundverschieden, doch ist immer die Wahrnehmung des Betrachters gefordert, die Werke von mehr als einer Seite zu erfassen.

Winfried Grootens Glasobjekte ziehen die Blicke fast magisch in sich hinein, nicht umsonst begeisterte er die Jury des „Staatspreis NRW Manufaktum 2023“ und gewann zusätzlich den Publikumspreis. Was zunächst auf Scheiben gemalt wurde, verbindet sich zu Kuben und Halbkugeln. Tiefe Räume und Spiegelungen entstehen, die Objekte scheinen von innen zu leuchten und bilden neue Perspektiven. Wenn man sich darum bewegt, je nach Winkel scheint alles verschwunden, um im nächsten Blickwinkel wieder aufzutauchen. Die Durch- sowie Allansichtigkeit breitet Grootens lineare Pinselstriche und Punkte zu dreidimensionalen Gebilden aus, die sich scheinbar sowohl nach innen als auch außen auffächern.

Auch Mathias Renners Wellenmosaike lassen sich nicht bei einmaliger Betrachtung in einer Perspektive erfassen. Durch die Bewegung des Betrachters, scheint sich das gesamte Bild zu wandeln. Linien und Wellen entstehen durch farbige Unterschiede oder vermeintliche Bewegung innerhalb des Bildes. Einfache Wellpapp-Quadrate akribisch angeordnet in präzisen Winkeln zueinander lassen in der Menge diese Illusion entstehen und neue Muster entfalten sich immer wieder, die sich scheinbar nicht erklären lassen. Grade die schwebenden Raster lassen eine weitere Ebene sichtbar werden, eine Variation die mit Hell-Dunkel-Kontrasten spielt und die zunächst einfach anmutende Komposition zu überraschenden Räumen mit Tiefe werden lässt. Die Formen spalten sich optisch auf oder fügen sich zusammen, je nachdem wo man sich in Bezug zum Bild befindet, sie spielen förmlich mit dem Auge des Betrachters, flimmern regelrecht.

Die Objekt- und Installationskünstlerin Andrea Noeske-Porada arbeitet vorwiegend mit Textil und Filz, aus denen sie geometrische Gebilde schafft. Die vermeintlichen Faltungen sind dabei nicht immer durch eben diese entstanden, sondern durch gekonnt konstruierte Räume, die sie erschafft oder Strukturen in sich selbst verhakt, sodass mit der optischen Wahrnehmung gespielt wird. Ein spannender Kontrast entsteht aus den harten Kantenlinien und der Starrheit geometrischer Formen im Gegensatz zum textilen Medium. Die Materialien transformiert Noeske-Porada dabei gerne so, dass  sie als etwas anderes wahrgenommen werden und losgelöst von ihrer gewohnten Bedeutung. Plastiktüten werden z.B. zu amorphen Strukturen, Stofftaschentücher zu klaren Kuben, der gesamte Kontext wird verschoben auf das eigentliche Thema, das festgehalten werden soll. So regt die Arbeit „Düstere Tage“ zum Nachdenken an. Die wiederverwendeten geschwärzten Taschentücher stehen synonym für je eine Ortskraft deutscher Behörden in Afghanistan die im August 2021 evakuiert wurde. Die Bedeutung entfaltet sich in der Nutzung des entfremdeten Materials und in der gleichzeitigen Verbildlichung des Geschehens.